Lesenswertes über Christian Bieniek
 
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  Beim Axel rotieren die Hormone
 
Frankfurter Neue Presse - 20.02.1999
 
 
Im Radio läuft eine Sendung über eine Frau und ihre drei Töchter. Es geht um Karten für eine Männerstrip-Show der „Chippendales“. Die Dialoge sind umwerfend, die Zuhörerin kringelt sich vor Lachen und denkt: „Diesen Stil kennst du doch? Wer schreibt denn nur so originell komische Geschichten? Der Abspann bringt die Lösung: „Viererpack“ von Christian Bieniek.

Sein lockerer, knackiger Stil fällt auf, im Hörfunk wie im Kinder- und Jugendbuch. Spritzige, temporeiche Dialoge kennzeichnen seine Geschichten, die Sprach- und Situationskomik schäumt immer wieder über, Bienieks Geschichten sind das absolute Gegenteil von langweilig.
Sie sind aber auch mehr als das: Mehr als pure Unterhaltung, weil er auch sensible Themen geschickt verpackt unter seine Leute bringt. Zum Beispiel Michelle XXL (Arena Verlag), die Erfahrungen eines Mädchens, dessen Gewicht sich „jenseits der nach unten offenen Kate-Moss-Skala“ eingependelt hat. Michelle wiegt eindeutig zuviel, aber sie lässt sich von ihren Pfunden nicht runterdrücken. Und wie sie es schafft, trotz aller Kilos nicht ungeküsst zu bleiben, das ist klasse zu lesen, nicht nur für Zwölfjährige.

So wie Michelle hat Bieniek noch etliche andere überzeugende Figuren geschaffen, Axel alias Deo, dessen Hormone bei allen weiblichen Wesen ins Rotieren geraten (Küss mich - jetzt!, Arena Verlag), die 13jährige Lioba mit ihrer ausgeflippten Familie, die sich in Niklas mit dem Skelett-T-Shirt verliebt (Voll ins Herz, Arena Verlag), die 15jährige Saskia mit Freund Alex, der wie ein Traummann aussieht, aber null in der Birne hat (Alles easy, oder was?, Arena Verlag), Marcel, der ständig in zwei Mädchen gleichzeitig verliebt ist (Immer cool bleiben, Arena Verlag).
Nicht immer hält Bieniek ein umwerfendes Happy-End bereit, manche Geschichten vermitteln auch eine heilsame Desillusionierung, und unter all dem Wortwitz und der Ironie versteckt sich eine unaufdringliche Moral.

Mein persönlicher Bieniek-Renner ist übrigens Svenja hat’s erwischt (Arena Verlag), in dem es um die Probleme einer Zwölfjährigen geht, die sehr klein ist und von einem Paar Skytoucher-Schuhen träumt, einer Art überdimensionierten Buffalos, die ihre Trägerin mindestens 20 Zentimeter größer machen.
Wie aber kommt Svenja an die 239 Mark für die turmhohen Schuhe? Auf leisen Sohlen schleicht sich dazu noch die erste Liebe an.
Eine Geschichte, die auch „große“ Leser immer wieder in schallendes Lachen ausbrechen lässt, sofern sie sich noch an ihre eigene Jugend erinnern können (und wollen).

Wie jeder ausgeschlafene Autor steht auch der Düsseldorfer mit seinem zweiten Bein in einem anderen Verlag, bei Aare/Frankfurt. Dort hat er die kleinen Fußballfans schon gewonnen (Ein Stürmer zu viel), ein umwerfendes Abenteuer für Enkel und Omas geschrieben (Kerstin im Koffer), und mit Lacki Sisters - und ob! den Vogel abgeschossen. Zu schön ist die Geschichte um Nele und ihre Rapband, die Stimmung auf den Punkt getroffen, die Charaktere so lebendig, dass sie fast die Seiten sprengen.
Bieniek ist ein Meister jener Szenen, die an vermeintlicher Peinlichkeit kaum zu überbieten sind und doch Teil der Achterbahnfahrt zwischen Pickel, Onanie und Bioarbeit sind, die auch Jugend genannt wird.
Seine Bücher garantieren Vergnügliches für ein paar trübe Stunden.